Nur ein Tag und doch ein bleibender Eindruck

Der abwechslungsreiche Einblick in die Arbeit einer deutschen Hundestation in Griechenland.

Ein Ereignisbericht von Conny Daemgen

Praktikantin Hannah bei der Futterzubereitung, Foto: CD
Praktikantin Hannah bei der Futterzubereitung, Foto: CD

Halkidiki. Als am 12. Juli 2012 morgens um halb acht die Tür vom Aufenthaltsraum geöffnet wurde, galt es sich in Sicherheit zu bringen. Sechs Hunde stürmten laut bellend vor Aufregung in den Hof. Von der gegenüberliegenden Seite war bereits das Klappern von Metallnäpfen zu hören. Die einzige festangestellte Mitarbeiterin, Peggy, bereitete das Futter an der Küchenzeile des zentralen Hundehauses vor. Rund 60 Tiere warteten auf ihr Frühstück. Praktikantin Hannah nahm die ersten gefüllten Näpfe zur Hand und ging zu einem der Außenzwinger mit sechs Welpen aus zwei unterschiedlichen Würfen.

 

Bevor so eine hungrige kleine Meute allerdings versorgt werden kann, müssen die Hände desinfiziert und die eigens für den jeweiligen Raum bereitgestellten Schuhe und eine Schutzhose angezogen werden. Während jeder Hund an seiner eigenen Schüssel fraß, fing Hannah an mit Papiertüchern den Boden von den Hinterlassenschaften der Vierbeiner zu reinigen. Danach wurde noch mit einer Wasser-Chlor-Mischung durchgewischt und das Trinkwasser für die Welpen aufgefüllt. Dieses kommt für die noch kleinen Mitbewohner wegen Verunreinigungen nicht aus der Leitung, sondern aus Plastikflaschen aus dem Supermarkt.

Die mittlerweile leeren Futternäpfe wurden anschließend gespült, abgetrocknet und weggestellt. Jeder Hund, die Ausgewachsenen mit Namensschild, hat seine eigene Schüssel und bekommt seine eigene Futtermischung, speziell auf die Bedürfnisse abgestimmt.

 

Während Peggy sich um die Hunde im unteren Gebäude kümmerte und diese nach dem Fressen in den Auslauf lies, machte sich Hannah auf in den OP, bzw. die angrenzenden Zimmer. 

 

Bounty leidet an Hautleish-maniose, Foto: CD
Bounty leidet an Hautleish-maniose, Foto: CD

Hier wohnt unter anderem Bounty, ein ca. acht jähriger hellbrauner Rüde. Er scheint früher einem Schäfer gehört zu haben, weil er, wie in Griechenland so üblich, abgeschnittene Ohrspitzen hat. Seit Mitte Juni ist er auf der Station. Er leidet an Hüftdysplasie (Fehlentwicklung des Hüftgelenks) und Hautleishmaniose (durch Mücken übertragbare Hautkrankheit mit schwer heilenden offenen Wunden an Augen, Nase oder Ohren). Außerdem hat er diverse Verletzungen am ganzen Körper und eine Beule auf dem Rücken, die wahrscheinlich durch einen heftigen Schlag auf die Wirbelsäule verursacht wurde. Sein ganzer Körper ist abgemagert und weist große kahle Stellen auf. Doch betritt man den Raum kommt einem ein freundlich wedelnder Hund entgegen, der sich beim streicheln auf den Rücken legt.

Für die Behandlung von Bounty sind erst einmal drei Monate angesetzt, die er auf der Station verbringen muss. Für weitere Diagnosen, bzw. für eine eventuell gezieltere Behandlung wurden Videos von ihm und sein Impfausweis an Tierärzte in Deutschland weitergeleitet. Neben dem gleichen Prozedere wie jeden Morgen, also füttern, putzen und frisches Wasser geben, versorgte Hannah hier auch die Wunden des Hundes.

Bis alle Räume und Ausläufe abgearbeitet waren, war es zwischen zehn und elf Uhr. Peggy, Hannah, die Besitzerin der Hundestation Samira und eine befreundete Helferin Margit trafen sich nun zum gemeinsamen Frühstück im Aufenthaltsraum. Hier wurden der weitere Tagesablauf und Neuigkeiten besprochen. An diesem Tag stand z.B. noch eine Kastration einer Hündin an, welche Samira durchführte.

 

Verängstigter Hund lebt an der Kette, Foto: CD
Verängstigter Hund lebt an der Kette, Foto: CD

Mittags ging es wieder zur Fütterungsrunde und andere Hundegruppen durften in die Ausläufe, bzw. auf den Hof. Bei einer Außentemperatur von 40°C im Schatten hatte manch eine Mitarbeiterin obenrum nur noch ein Bikinioberteil an und in der Pause um vierzehn Uhr fuhr man zum Strand. Das Besondere an diesem Tag allerdings war, dass nach Informationen einer Griechin ganz in der Nähe ein Hund an der Kette gehalten wurde. Das ist mittlerweile auch in Griechenland verboten.

Um Beweise zu sammeln, machten Peggy und Hannah sich während der Siesta und vor dem Besuch am Meer auf den Weg, um Beweisfotos vor Ort aufzunehmen. Bei Ankunft stellte sich heraus, dass es sich nicht nur um einen einzelnen Hund handelte, sondern augenscheinlich um eine ganze Zucht. Von außen hatte man keinen Einblick auf das gesamte eingezäunte Gelände, aber mindestens drei Hunde waren mit schweren Metallketten an einem Baum befestigt und machten einen völlig verängstigten Eindruck. Mehrere Rudel an Junghunden waren in, für die Anzahl der Tiere viel zu kleinen Hütten zusammengepfercht. Hinter einer Mauer hörte man das Fiepen und Winseln von Welpen.

Das geschossene Fotomaterial wurde beim Abendessen mit Samira zusammen ausgewertet und das weitere Vorgehen besprochen.

 

Hund Beach Boy fühlt sich am Strand am wohlsten, Foto: CD
Hund Beach Boy fühlt sich am Strand am wohlsten, Foto: CD

Am späten Nachmittag ging es aber erst einmal zurück zur Station und die letzte Runde zur Versorgung der Tiere wurde angetreten. Das heißt wie immer: füttern, putzen und die Hunde für die Nacht teils reinbringen.

Danach musste am Strand von Nikiti noch ein Straßenhund namens Beach Boy gefüttert und ihm frisches Wasser gebracht werden. Er ist dort der bekannteste Streuner und wird von den Griechen meist geduldet und von hauptsächlich deutschen Urlaubern zusätzlich gefüttert.